Dialektik der Grenze

Emblematisch zusammengefaßt, entspräche die Bewegung der historischen Avantgardekunst der Geste von jemandem, der bis dahin auf dämmrigen Wegen der Vernunft und des Sinns ordentlich voranschritt und der nun – in Gegenbewegung zu Goethes „Faust“ – plötzlich der Sonne oder der Gorgo Medusa ins Gesicht sieht. Über die geschichtliche Kluft hinweg wollen die Aufsätze dieses Bandes die lebendigen und dialektischen Impulse des Projekts der radikalen Moderne wachhalten – ausgehend von Hegel, Poe, Baudelaire und Valéry über Rolke, die Surrealisten, Benn, Döblin, Kafka bis hin zu Kluge und Handke.

ISBN 3-8260-2063-4

Ströme und Steine

Die Einheit des disparaten literarischen Œuvres von Alfred Döblin erschließt sich durch ein unbewußtes System poetischer Bilder und Phantasmen, das der erzählenden Rede unterlegt ist, sie steuert und generiert. Magisch transformiert, gehen Zeichen der Geschichte, des Unbewusßten, des Trieblebens ins symbolische Gewebe der Dichtung ein. Sie entwirft mythische Modelle der großindustriellexplosiven Moderne, worin sich dionysische Welten entgrenzender Ströme mit den Feuern eines titanischen Größen- und Produktionswahns verschränken. Bilder eines Lebens entstehen, das sich romantischen wie auch lebensphilosophischen Illusionen entzieht, dafür überraschend Episteme der heutigen Chaoswissenschaft vorwegnimmt. In der Reflexion ihrer leitenden Bilder entfaltet Döblins Dichtung eine eigene Ästhetik des Anorganischen.

ISBN 3-8260-1943-1

Die Fremdheit der Sprache

Hg. mit Jochen Schütze und Hans-Ulrich Treichel

Wenn die Sprache der modernen Poesie sich zunehmend fremd ausnimmt gegenüber individuellen Lebensgefühlen, so ist dies weniger eine Not denn ein Glück der Sprache. In ihrer artifiziellen Fremdheit und bewußten Kälte dispensiert moderne Literatur die Zeichen von dem Zwang zur Repräsentation und setzt sie als Material neuer literarischer Ordnungen jenseits des Eigenen und des Fremden frei.

ISBN 3-88619-177-X

Wahrheit und Erfahrung im ästhetischen Diskurs

Die Frage, ob und wie die Ästhetik Hegels erkenntnisrelevant sei für die Gesellschafts- und Kunstwirklichkeit des 20. Jahrhunderts, ist oft und widersprüchlich erörtert worden. Darauf eingehend, versuchen diese Studien zunächst, Hegels Ästhetik selber bis in ihre Konstruktions- und Sprachverfassung hinein im komplexen Zusammenhang von bürgerlicher Gesellschaft, Zivilisation und Subjektivität zu begreifen. Dann kommt es im Rahmen einer problemgeschichtlichen Versuchsanordnung darauf an, unter heuristischer Wahrung des Wahrheitsanspruchs von Kunst, die ideologischen und historischen Grenzen Hegels durch Bezugnahme auf die Kunsttheorie von Benjamin und die zeitgenössische Dichtung Koeppens abzuarbeiten. So gerät Hegels Frage nach der Wahrheit von Kunst in einen neuen geschichtlichen und diskursiven Horizont.

ISBN 3-8204-7162-6